Sinsheim (ots) – Dietmar Hopp, Mehrheitseigner des Fußball-Bundesligisten TSG
Hoffenheim, und Andreas Rettig, der in mehreren Bundesliga-Klubs sowie bei der
DFL als Geschäftsführer tätig war, fordern die Deutsche Fußball Liga (DFL) zu
mehr Engagement für den Klimaschutz auf. „Mir leuchtet nicht ein, dass wir die
Lux-Werte für das Flutlicht definieren, wie viele Quadratzentimeter die Werbung
auf dem Trikot umfassen darf, aber zu ökologischen Themen gibt es null Vorgaben
in den Lizenzierungsvorschriften der DFL“, sagte Rettig (55) in einem gemeinsam
mit Hopp (79) geführten Interview für das TSG-Klubmagazin SPIELFELD. Der frühere
DFL-Geschäftsführer schlug vor, „ökologische Aspekte mit in die Lizenzierung
durch die DFL einfließen“ zu lassen. „Aber im Fußball ist unser Denken zu
verhaftet in Themen, wie möglichst viel Geld generiert werden kann. Es ist
falsch, sich jedes Jahr nur über Umsatzsteigerungen und Erlösmaximierung zu
definieren, so wichtig auch das ist“, kritisierte Rettig die reine Fokussierung
auf wirtschaftliche Kennzahlen.
„Mehr als das ist nötig. Der Druck, dass auch der Fußball aktiv wird, ist groß“,
sagte Dietmar Hopp, dessen Klub TSG Hoffenheim bereits mehrere
Nachhaltigkeitsprojekte gestartet und im August 2019 alle seine Aktivitäten
unter eine Klimaneutralität gestellt hat. „Es wäre aber auch wichtig, wenn ein
großer Player wie der FC Bayern München oder Borussia Dortmund sich diesen
Themen öffnet, um einen möglichst großen Nachahmungs- und Sogeffekt zu
erzielen“, sagte Hopp in dem Gespräch, das in der KLIMA ARENA in Sinsheim
geführt wurde, einem Klima-Erlebniszentrum, das er als Stifter mit 40 Millionen
Euro finanziert hat. Hopp regte an, die DFL solle bei den Themen Klimaschutz und
Nachhaltigkeit für die Profivereine Impulse setzen. „Man sollte den Klubs
generell Anreize zum nachhaltigen Wirtschaften geben. Entweder indem sie stärker
an den Erlösen partizipieren oder ihnen etwa in einem größeren Rahmen
Aufmerksamkeit garantiert. In den Medienverträgen ist doch alles fixiert, warum
nicht zum Beispiel auch die Häufigkeit von Veröffentlichungen in den Klubkanälen
zu solchen Themen?“, sagte Hopp. „Beim DFB und in der DFL wird diesbezüglich zu
wenig getan. Die Möglichkeit, das Thema öffentlichkeitswirksam zu besetzen, wird
verpasst“, ergänzte Rettig.
Rettig, der mehrere Jahre den Vorsitz der DFL-Kommission
Nachwuchsleitungszentrum innehatte, erklärte, auch gegen die nach dem Jahr 2000
mit neuen Lizenzierungskriterien eingeführte Verpflichtung, eine gezielte
Talentförderung zu betreiben, hätten sich etliche Klubs gesträubt. „Ich meine,
dass wir jetzt wieder an dem Punkt sind, dass wir die Vereine zu ihrem Glück
zwingen müssen. Es könnte so sein, dass Klubs, die zum Beispiel E-Ladestationen
einrichten, Solaranlagen nutzen und beim Merchandising nachhaltig produzieren,
von den Medienerlösen profitieren. Das hätte eine Sogwirkung, wenn jeder Klub
weiß, dass sein gutes Handeln pro Umweltschutz sogar noch honoriert wird“, sagte
Rettig.
Auch der Schwerpunkt der sozialen Verantwortung, als Corporate Social
Responsibility (CSR) bekannt, sollte nach Ansicht von Hopp und Rettig stärker
beachtet werden. „Ich habe schon einmal in einem Interview gesagt, dass jeder
Klub verpflichtet werden sollte, drei Prozent des Etats für CSR-Projekte
aufzuwenden“, sagte Hopp. „Das finde ich sowohl angemessen als auch leistbar.
Leider fand der Vorschlag kein Gehör.“ Rettig pflichtete „zu einhundert Prozent“
bei: „Wir könnten zum Beispiel CSR-Verantwortliche für die Klubs verpflichtend
machen, genauso wie die Vereine Fan-Verantwortliche einstellen mussten. Die
wichtigsten Themen, nämlich Nachhaltigkeit und Zukunft, sind bei der DFL nicht
besonders ausgeprägt. Dabei müsste bei einem Umsatz von 4,6 Milliarden Euro pro
Jahr auch in Forschung und Entwicklung investiert werden.“
Bei der sozialen Verantwortung gegenüber Spielern im Jugendalter, die bei der
TSG Hoffenheim bereits seit Jahren neben der gezielten fußballerischen Förderung
auch eine umfangreiche schulische Unterstützung erhalten, stellte Hopp ein Novum
für den deutschen Profifußball in Aussicht. „Wir planen nun sogar, noch einen
Schritt weiterzugehen und eine Privatschule zu gründen, weil das offenbar die
einzige Möglichkeit ist, dass die Jugendlichen den Leistungssport und die
schulischen Anforderungen reibungsloser unter einen Hut zu bekommen. Momentan
sind sie enormen Belastungen ausgesetzt“, erklärte Hopp.
(Das vollständige Interview lesen Sie auf der Website der TSG Hoffenheim unter
www.achtzehn99.de)
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