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Ärzte: Digitalisierung reduziert Bürokratie nicht

veröffentlicht

Hamburg (ots) – Bürokratie-Wahn in Deutschlands Arztpraxen: 65 Prozent der
niedergelassenen Ärzte müssen täglich mehr als eine Stunde dem Kampf mit den
Formularen opfern, zeigt eine aktuelle Umfrage des Ärztenachrichtendienstes
(änd.de). Zeit, die bei der Patientenbehandlung fehlt.

Über 1.400 niedergelassene Haus- und Fachärzte beteiligten sich an der Befragung
zum Thema Bürokratie, die der änd in der vergangenen Woche durchführte. Bei der
Frage, wie viel Zeit das Ausfüllen von Formularen und das Abklären von
schriftlichen oder telefonischen Anfragen verschlingt, gab sogar fast jeder
vierte Niedergelassene (23 Prozent) an, mehr als zwei Stunden täglich dafür zu
benötigen.

Insbesondere Anfragen von und Dokumente für Krankenkassen, Versorgungs- oder
Arbeitsämter sowie Sozialgerichte verstopfen demnach die Praxen. Aber auch
QM-Bögen, Hygiene- und Datenschutzformulare rauben nach Berichten der Ärzte
wichtige Zeit. Auf die Frage, welches Formular ein besonderes Ärgernis
darstellt, führen Muster 52 (Bericht für die Krankenkasse bei Fortbestehen der
Arbeitsunfähigkeit) sowie die 61 (Beratung zu medizinischer Rehabilitation) die
Hitparade der Ärgernisse an.

Alarmierend: 91 Prozent der Ärzte sind fest davon überzeugt, dass die
bürokratische Belastung in der ambulanten medizinischen Versorgung in den
vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat.

Politik unwissend oder ignorant?

Über die Gründe dafür gibt es keine zwei Meinungen: Satte 95 Prozent der Ärzte
betonen, dass immer mehr gesetzliche Bestimmungen, die Vertragsärzte erfüllen
müssen, zu der Entwicklung geführt hätten. Rund die Hälfte (51 Prozent) sieht
einen Nebenfaktor außerdem in immer häufigeren Patientenanfragen und
-forderungen oder (44 Prozent) in einer immer komplexer werdenden, modernen
Medizin.

Gut die Hälfte der befragten Ärzte (49 Prozent) glaubt dabei, dass Politikern
und Körperschaften gar nicht bewusst ist, was in den Praxen durch die Bürokratie
für eine Belastung entsteht. 41 Prozent sind dagegen pessimistischer: Sie denken
laut Umfrage, dass die Probleme durchaus bekannt sind – aber nichts dagegen
unternommen wird, weil der Kampf gegen die Bürokratie für die Verantwortlichen
keinen hohen Stellenwert hat.

Ist denn wenigstens im Zuge der Digitalisierung Besserung zu erwarten? Nein,
meint die Mehrheit der Niedergelassenen: Satte 78 Prozent fürchten, dass mit
neuen digitalen Prozessen sogar zusätzliche Verwaltungsarbeit anfällt. Nur vier
Prozent hegen die Hoffnung, dass es zu spürbaren Verbesserungen kommt.

An der Online-Befragung unter den änd-Mitgliedern nahmen vom 4. bis zum 7.
Februar 2020 insgesamt 1.411 niedergelassene Haus- und Fachärzte aus dem ganzen
Bundesgebiet teil. Der in Hamburg ansässige Ärztenachrichtendienst (änd) ist
eine Verbindung aus berufsbezogenem Nachrichtendienst und aktiver
Diskussionsplattform zum innerärztlichen Wissensaustausch. Rund 50.000 Ärzte
sind derzeit Mitglied auf www.aend.de.

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